Mehr als eine Fachkonferenz: Ein globales Forum für Innovation, Austausch und Zukunftstrends in Logistik und Lieferketten – und ein Wiedersehen von Experten und Freunden
Veranstalter: Supply Chain and Logistics Group, Dubai
Termin: 07.11.2024
Zum dritten Mal dabei:
STZ-Team mit Jürgen Raizner und Roxana Boboruta
Jürgen Raizner
Titel der Keynote:
Boosting Innovation and Stability in Supply Chains through international Technology Transfer.
Auszüge aus der Präsentation. Fragen Sie nach Details.
Was sagen andere?
.
Künstliche Intelligenz: Treiber der Lieferketten-Transformation
Mateusz Borowiecki – CEO, OptiBuy (Polen)
In der ersten Session des Gipfels wurde die transformative Wirkung von Künstlicher Intelligenz (KI) auf die Beschaffung beleuchtet. Mateusz Borowiecki verdeutlichte, dass bereits über 50 führende Technologieanbieter, darunter SAP und AWS, KI in ihre Lösungen integrieren. KI übernimmt inzwischen zentrale Aufgaben entlang der Wertschöpfungskette – von der Analyse großer Datenmengen bis hin zur Automatisierung repetitiver Prozesse und der Identifikation von Einsparpotenzialen. Besonders bemerkenswert ist die Fähigkeit von KI, Lieferanten zu identifizieren und sogar Preisverhandlungen durchzuführen. Allerdings bleibt die strategische Einkaufsplanung, die technische Beschaffung und das Management interner Stakeholder weiterhin eine menschliche Domäne. Diese Kombination aus Automatisierung und menschlicher Expertise wird in Zukunft den Erfolg moderner Beschaffungsstrategien bestimmen.
2025: Jahr der Schlange – Strategien zur Resilienz in der Lieferkette
H.C. Barke – President & CEO, Prudence Insurance Brokers
H.C. Barke bezeichnete 2025 als das „Jahr der Schlange“ und hob die symbolische Bedeutung dieses Tieres hervor: Erneuerung, Transformation und Heilung. Diese Eigenschaften sollten Unternehmen dazu inspirieren, ihre Lieferketten neu zu denken und anzupassen. Die größte Herausforderung im Jahr 2024 waren Cyberangriffe, mit 14 gemeldeten Attacken auf Häfen allein in einem Jahr. 60 % der Führungskräfte auf C-Level stufen Cyberrisiken als größte Bedrohung ein, gefolgt von politischen Risiken. Die Zukunft liegt in der vollständigen Transparenz der Lieferketten auf allen Ebenen. Dazu gehört die systematische Kartierung von Lieferanten und die Absicherung durch Versicherungen. End-to-End-Transparenz wird zur Voraussetzung für eine widerstandsfähige und erfolgreiche Einkaufsstrategie.
Warum die aktuelle Digitalisierung der Lieferkette scheitern kann?
Neel Sharma – Founder & Head of Product Management, SPICE Technology Group, Inc. (Kanada)
Neel Sharma analysierte die Gründe, warum die Digitalisierung der Lieferketten bisher nicht den gewünschten Erfolg bringt. Zwei zentrale Voraussetzungen müssen erfüllt sein: erstens die vollständige Transparenz entlang der gesamten Lieferkette, sei es im „Procure-to-Pay“- (P2P) oder „Order-to-Cash“-Prozess (O2C); zweitens ein integriertes Supply-Chain-Management, das alle Operationen und Stakeholder über eine einheitliche Plattform steuert. Ohne diese Grundlagen bleiben digitale Initiativen ineffektiv. Sharma betonte, dass Unternehmen ihre Prozesse ganzheitlich betrachten und optimieren müssen, um die Vorteile der Digitalisierung voll auszuschöpfen.
Digitalisierung der Lieferkette: Erfolgsfaktoren für nachhaltige Implementierung
Mohamed AbuHamra – Chief Operating Officer, Digital Technology, DP World GCC
Mohamed AbuHamra präsentierte eine visionäre Perspektive auf die Zukunft des Güterverkehrs. Er stellte die Idee vor, eine KI-basierte Plattform zu entwickeln, die wie ein „Uber“ für Lkw funktioniert. Diese Lösung könnte die Planung, Buchung und Optimierung von Transporten revolutionieren. Zudem beschrieb er die idealen Phasen eines perfekten P2P-Prozesses: von der Auftragsannahme über die Ressourcenplanung (ERP), den Transport und die Qualitätskontrolle bis hin zur Lagerung. Solche Innovationen könnten die Effizienz und Transparenz in der Logistikbranche erheblich steigern.
Die Zukunft der Logistik: Ein „Uber“ für den Straßengüterverkehr
Shivananda Baikady – General Manager – RT & W, Tristar Transport
Shivananda Baikady warf einen faszinierenden Blick auf die Entwicklung des Straßenverkehrs. Einst waren Straßen ausschließlich für Fußgänger gedacht, später wurden sie von Fahrzeugen dominiert. Die Frage lautet nun: Was kommt als Nächstes? Baikady betonte, dass die Zukunft des Straßenverkehrs nicht nur von technologischen Fortschritten, sondern auch von gesellschaftlichen Veränderungen geprägt sein wird. Der Fokus liegt auf nachhaltigen, innovativen Lösungen, die sowohl den Anforderungen der Mobilität als auch der Umwelt gerecht werden.
Automobil-Lieferketten im Wandel: Herausforderungen durch E-Mobilität und Nachhaltigkeit
Kirill Kletsin – General Manager Automotive Logistics, Al-Futtaim Logistics
Kirill Kletsin beleuchtete die zentralen Herausforderungen der Automobillogistik. Themen wie die Verbreitung von Elektrofahrzeugen (EVs), alternative Kraftstoffe, Nachhaltigkeitsanforderungen und die steigende Nachfrage nach RoRo-Transporten (Roll-on/Roll-off) prägen die Branche. Zudem führt die geopolitische Lage zu einer De-Globalisierung, bei der Länder zunehmend auf regionale Produktion setzen. Die Automobilindustrie reagiert mit digitalen Innovationen, neuen Produktions- und Transportmodellen sowie Investitionen in Nachhaltigkeit und Automatisierung. 2024 stiegen die Investitionen in Robotik in der Metallverarbeitung und im Maschinenbau um 45 %, wobei die Automobilbranche an zweiter Stelle steht.
Robotisierung in der Logistik: Innovationen und ihre Auswirkungen
Hozefa Saylawala – Director of Sales, Zebra Technologies
Hozefa Saylawala stellte die Bedeutung digitaler Innovationen in den Mittelpunkt. Ein entscheidender Schritt ist die Einführung digitaler IDs für Mitarbeiter, um sie in die Unternehmensressourcen zu integrieren. Diese Maßnahme schafft eine solide Grundlage für die Digitalisierung interner Prozesse. Saylawala betonte zudem die Rolle von KI in der Frachtlogistik, insbesondere bei der Preisgestaltung. Die Herausforderung besteht darin, den richtigen Zeitpunkt und die richtige Strategie für die Einführung neuer Technologien zu finden, um langfristige Wettbewerbsvorteile zu sichern.
Von der Lieferkette zum Liefernetzwerk: Die Rolle des 5PL-Modells
Nissrine Elquobai – Founder & Advisor, ENY Consulting
Nissrine Elquobai skizzierte die Entwicklung des 5PL-Modells (Fifth Party Logistics), das den Übergang von Lieferketten zu Liefernetzwerken markiert. Ein 5PL-Dienstleister übernimmt das Management solcher Netzwerke. Um diesen Wandel zu ermöglichen, sind Kompetenzen in diesem Bereich unerlässlich. Elquobai plädierte für die Entwicklung spezifischer Ausbildungsprogramme in der Logistik, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Die Zukunft der Branche liegt in der Standardisierung und Weiterentwicklung solcher innovativen Ansätze.
UAE Vision 2040: Nachhaltigkeit und internationale Partnerschaften im Fokus
Gurumurthi Shankar – COO, Global Shipping & Logistics LLC
Gurumurthi Shankar hob die ehrgeizigen Pläne der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) hervor, ihre Logistik- und Lieferketteninfrastruktur weiter auszubauen. Mit der Vision 2040 strebt Dubai eine Verdopplung seiner Nachhaltigkeitsziele an. Die CEPA-Abkommen (Comprehensive Economic Partnership Agreements) mit Indien, Israel, der Türkei, Indonesien und Kambodscha markieren den Beginn einer umfassenden wirtschaftlichen Expansion in Asien. Zudem wird ab 2026 die Nutzung von Plastik in den VAE verboten, was die Verpflichtung zur Nachhaltigkeit unterstreicht.
Integration von ESG und SDGs: Der Schlüssel zu nachhaltigen Lieferketten
Professor Balan Sundarakani betonte die Notwendigkeit, ESG-Prinzipien (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) und die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) in die Geschäftsstrategien zu integrieren. Er stellte konkrete Schritte vor, wie Unternehmen nachhaltige Lieferketten aufbauen können: von der Identifikation von Abfallhotspots über die Wiederverwendung von Materialien bis hin zur Einführung geschlossener Logistiksysteme. Diese Maßnahmen fördern nicht nur die Umweltfreundlichkeit, sondern auch die langfristige Wettbewerbsfähigkeit.
L3R-Prinzipien und Kreislaufwirtschaft: Neue Perspektiven für die Logistik.
Andre Verdier – Managing Partner, Innova Supply Chain
Andre Verdier unterstrich die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft und der 3R-Prinzipien (Reduce, Reuse, Recycle) für die Logistikbranche. Er erklärte, dass der Übergang von einer linearen Wirtschaft zu einer regenerativen Kreislaufwirtschaft entscheidend für die Zukunft sei. Während Recycling darauf abzielt, Abfall zu reduzieren, geht die Kreislaufwirtschaft einen Schritt weiter und fördert die Regeneration von Ressourcen. Verdier betonte, dass Führungskräfte die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft verstehen und in ihre Strategien integrieren müssen, um nachhaltiges Wachstum zu gewährleisten.
Logistik ist Ihr Thema?
Diskutieren Sie mit uns.