Innovation aus der Notwendigkeit
Der Krieg hat die Ukraine in ein Labor der Verteidigungstechnologien verwandelt. Im Panel „Defence Tech: The New Arms Race“ des Kyiv International Economic Forum 2025 (KIEF) diskutierten Vertreter des Verteidigungsministeriums, führende Unternehmer und Experten über die rasante Entwicklung eines Sektors, der Sicherheit und Hightech vereint – und zugleich enorme wirtschaftliche Chancen bietet.
Hanna Hvozdiar, stellvertretende Verteidigungsministerin, erläuterte das „dänische Beschaffungsmodell“ – einen neuen Ansatz der militärischen Unterstützung. Dabei stellen europäische Partnerländer nicht fertige Waffen bereit, sondern finanzieren direkt die Produktion in der Ukraine. Die ukrainische Seite entscheidet selbst, welche Ausrüstung benötigt wird und welche Unternehmen sie herstellen. So entstehen schnellere Lieferketten, höhere Effizienz und mehr Unabhängigkeit der heimischen Industrie. Zugleich kündigte sie an, dass die Ukraine künftig auch Rüstungsgüter exportieren wolle – ein Schritt, der internationale Standards und starke Industriepartnerschaften voraussetzt.
Skalierung – die zentrale Herausforderung
Die ukrainische Verteidigungsindustrie zeigt beeindruckende Innovationskraft, stößt jedoch beim Übergang von der Entwicklung zur Serienproduktion an Grenzen. Unternehmer wie Oleksandr Yakovenko (TAF Industries) und Stanislav Gryshyn (General Cherry) beschrieben, wie aus Freiwilligeninitiativen Unternehmen entstehen, die nun professionelle Managementstrukturen, Fertigungskompetenz und stabile Lieferketten aufbauen müssen.
Alle Redner waren sich einig, dass internationale Kooperationen und Investitionen in industrielle Skalierung entscheidend sind, um die wachsende Nachfrage zu bedienen und NATO-Standards zu erreichen. Hier bieten sich für deutsche Unternehmen attraktive Einstiegsmöglichkeiten: Durch Technologietransfer, Produktionspartnerschaften und Know-how im Qualitätsmanagement können sie dazu beitragen, ukrainische Fertigungskapazitäten zu professionalisieren – und gleichzeitig selbst von der außergewöhnlichen Innovationsdynamik dieses Marktes profitieren.
Die Ukraine steht an der Schwelle, eine europäische Kompetenzregion für Verteidigungs- und Sicherheitstechnologien zu werden – vorausgesetzt, Bürokratie und institutionelle Barrieren werden überwunden und internationale Partner bringen sich aktiv ein.
Einsatzerfahrung als Innovationsmotor
Ein einzigartiges Merkmal der ukrainischen Verteidigungsindustrie ist die enge Einbindung von Militärangehörigen mit Einsatzerfahrung in Forschung, Entwicklung und Produktion. Ihre Rückmeldungen aus dem Fronteinsatz fließen direkt in die Produktgestaltung ein – ein Wissen, das weltweit kaum in dieser Tiefe verfügbar ist. Der direkte Austausch zwischen Nutzern an der Front und Ingenieuren in der Fertigung führt zu praxisgerechten, robusten und hochwirksamen Lösungen.
Für deutsche Partnerunternehmen eröffnet dies eine seltene Gelegenheit, gemeinsam mit ukrainischen Entwicklern an Technologien zu arbeiten, die unter realen Einsatzbedingungen getestet und kontinuierlich verbessert werden. Diese unmittelbare Verbindung zwischen Erfahrung, Entwicklung und Anwendung beschleunigt den Innovationszyklus und macht Kooperationen mit ukrainischen Defence-Tech-Unternehmen besonders wertvoll.
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Die Ukraine hat in kürzester Zeit ein beeindruckendes Innovationsökosystem im Verteidigungssektor aufgebaut. Jetzt kommt es darauf an, die Dynamik in dauerhafte Strukturen zu überführen – mit verlässlichen Partnern und klaren Qualitätsstandards.
— Jürgen Raizner
Kooperation – gewollt, aber oft erschwert
So groß der politische Wille zur internationalen Zusammenarbeit auch ist – in der Praxis bleiben Bürokratie und alte Verwaltungsstrukturen ein Hindernis. Selbst der direkte Kontakt zu ukrainischen Rüstungsbetrieben ist für ausländische Unternehmen häufig schwierig.
Als Jürgen Raizner die Vizeministerin persönlich auf diese Situation ansprach, wurde deutlich: Der Wille zur Kooperation ist vorhanden, doch Verständnis für unternehmerische Praxis und internationale Geschäftslogik fehlt. Anstelle von Offenheit gegenüber bewährten Verfahren werden teilweise alte Abläufe gepflegt – ein Hemmschuh für Effizienz, Vertrauen und Investitionsbereitschaft.
Steinbeis-Perspektive
An dieser Schnittstelle zwischen Politik, Verwaltung und Industrie setzt Steinbeis an: Mit langjähriger Erfahrung in Ost-West-Kooperationen und einem gewachsenen Netzwerk in der Ukraine schafft das Steinbeis-Transferzentrum Ost-West-Kooperationen für deutsche Unternehmen den Zugang zu einem hochdynamischen, aber komplexen Markt. Wir unterstützen den strukturierten Markteintritt – von der Kontaktvermittlung zu relevanten Industriepartnern über Projektmanagement und Technologietransfer bis hin zu Fragen der Qualitätssicherung und Personalentwicklung..
„Defence Tech: The New Arms Race“ machte eindrucksvoll sichtbar, dass die Ukraine heute nicht nur Verteidigung betreibt, sondern Innovation lebt – mit Mut, Geschwindigkeit und dem klaren Ziel, Sicherheit und technologischen Fortschritt miteinander zu verbinden.
Jetzt Kooperation im Hightech-Defence-Sektor starten
Deutsche Technologie- und Fertigungsunternehmen erhalten hier direkten Zugang zur ukrainischen Verteidigungs- und Sicherheitsindustrie.



