Menschen als entscheidender Faktor der Zukunft
Der Titel der Podiumsdiskussion „In People We Trust“ war mehr als ein Motto – er fasst die tiefgreifende gesellschaftliche Herausforderung der Ukraine treffend zusammen. Der Wiederaufbau des Landes ist nicht allein eine Frage von Infrastruktur und Investitionen, sondern vor allem eine Frage der Menschen: ihrer Bildung, Motivation und Rückkehrbereitschaft.
Nach Jahren des Krieges steht die Ukraine vor der Aufgabe, eine neue Balance zwischen militärischem, wirtschaftlichem und sozialem Engagement zu finden. Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer leben oder arbeiten im Ausland. Die Regierung hat mehrere Initiativen gestartet, um das Potenzial der Diaspora einzubinden und den Rückfluss von Wissen und Talenten zu fördern.
Die jüngsten institutionellen Veränderungen – die Umwandlung des Ministeriums für Reintegration in das Ministerium für nationale Einheit und dessen spätere Zusammenlegung mit dem Sozialministerium – verdeutlichen, dass Integration, Bildung und soziale Stabilität als Teil einer nationalen Strategie der Resilienz verstanden werden. Doch die Umsetzung bleibt schwierig: Programme und Strukturen allein reichen nicht, wenn wirtschaftliche Perspektiven und Vertrauen fehlen.
Das Podium: Bildung, Arbeitsmarkt und Verantwortung
In der Diskussion wurde deutlich, dass die Rückkehr vieler Fachkräfte aus dem Ausland nur gelingt, wenn sie in der Ukraine Sinn, Stabilität und Chancen finden. Bildungssystem, Arbeitsmarkt und Industrie müssen enger verzahnt werden, um jungen Menschen Perspektiven zu bieten – und Unternehmen in die Lage zu versetzen, qualifiziertes Personal zu gewinnen.
Gleichzeitig wurde betont, dass auch innerhalb der Ukraine ein Bewusstseinswandel notwendig ist. Industriearbeitsplätze müssen als attraktive und zukunftssichere Berufsfelder wahrgenommen werden – nicht allein das Studium darf als Ziel gelten. Nur wenn berufliche Bildung, handwerkliche Kompetenz und industrielle Tätigkeit gesellschaftlich anerkannt sind, kann die Wirtschaft das vorhandene Potenzial wirklich ausschöpfen.
Unternehmen, die in Ausbildung und Weiterqualifizierung investieren, können damit gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit des Landes stärken. In der Diskussion wurde betont, dass Humankapital heute die entscheidende Ressource der Ukraine ist – und dass Vertrauen in die Menschen die Voraussetzung für jeden nachhaltigen Wiederaufbau bildet.
Stimmen aus anderen Beiträgen des Forums.
Neben der Podiumsdiskussion bereicherten zwei eindrucksvolle Interviewbeiträge die Veranstaltung und vertieften das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven:

Kyrylo Budanov, Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes
„Eine starke Ukraine basiert nicht nur auf Waffen, sondern auf Menschen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen – auf dem Schlachtfeld wie im zivilen Leben.“ Er unterstrich, dass der Krieg eine neue Generation hervorgebracht hat, die mutig, lernfähig und diszipliniert ist – Eigenschaften, die auch in der Wirtschaft dringend gebraucht werden.

Oleksandr Usyk, dreifacher Boxweltmeister und Mitgründer der Usyk Foundation und von Ready to Fight
Zur Bedeutung von Disziplin und Selbstvertrauen:
„Disziplin und Glaube an sich selbst sind nicht nur für Sportler entscheidend. Sie sind das Fundament für jede Gesellschaft, die gewinnen will.“ Usyk forderte, dass Bildung, Unternehmertum und sportliche Werte stärker miteinander verknüpft werden, um die junge Generation zu motivieren und Verantwortung zu fördern.
Perspektive für deutsche Partner
Für internationale – insbesondere deutsche Unternehmen – bestätigt sich, was längst bekannt ist: Der Mensch steht im Zentrum jeder erfolgreichen Kooperation. Auch in der Ukraine gilt, wer dort investiert, sollte nicht nur in Technologie und Infrastruktur denken, sondern auch in Personalentwicklung, Ausbildung und Kompetenzaufbau.
Aktuell ist es vielerorts schwierig, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Es bestehen jedoch deutliche regionale Unterschiede – manche Städte und Regionen sind für Fachkräfte attraktiv, andere weniger.
Das Steinbeis-Transferzentrum Ost-West-Kooperationen (STZ) berücksichtigt bei der Partner- und Standortsuche daher stets das Bildungsumfeld. Neben der Anbindung an Hochschulen werden auch Berufsschulen und technische Ausbildungszentren in die Bewertung einbezogen. So werden Standorte identifiziert, an denen Unternehmen nicht nur geeignete Produktionsbedingungen, sondern auch langfristig verfügbares, qualifiziertes Personal vorfinden.
„In People We Trust“ wurde beim Kyiv International Economic Forum so zu einer eindrucksvollen Botschaft:
Die Zukunft der Ukraine entscheidet sich nicht allein an der Front oder in den Fabriken – sondern in den Köpfen, Fähigkeiten und Werten ihrer Menschen.
Fachkräfte finden – statt nur zu suchen.
Der Mangel an Arbeitskräften ist Realität. Doch wer Ausbildung, Standortwahl und Partnerschaften strategisch verbindet, gewinnt. Fragen Sie uns.