KIEF: Make Ukraine Industrial Again

Industriepolitik zwischen Vision und Realität

Die Reindustrialisierung der Ukraine zählt zu den drängendsten wirtschaftlichen Aufgaben des Landes – und stand im Mittelpunkt des Panels „Make Ukraine Industrial Again“ beim Kyiv International Economic Forum 2025. Der Ausgangspunkt war klar: Nur etwa zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts stammen derzeit aus der verarbeitenden Industrie. Für eine moderne, wettbewerbsfähige Volkswirtschaft müsste der Anteil mindestens doppelt so hoch sein.

In der Diskussion wurde deutlich, dass die Ukraine einerseits über große Potenziale verfügt – etwa durch kritische Rohstoffe, Energiequellen und agrarische Nebenprodukte –, andererseits aber vor strukturellen Engpässen steht. Besonders der Mangel an Arbeitskräften wirkt bremsend: Viele Fachkräfte sind derzeit im Ausland oder im militärischen Dienst gebunden. Damit fehlt es der Industrie an personellen Ressourcen, um vorhandene Chancen voll auszuschöpfen. (→ mehr zu diesem Thema auf der Seite „In People We Trust“)

Breiten Raum nahm die Debatte um die Rolle des Staates in der Industriepolitik ein. Mehrere Stimmen forderten eine aktivere Steuerung und langfristige Programme – teils sogar in Form von Fünf-Jahres-Plänen. Diese Vorstellung einer zentralen Planung stieß jedoch auf deutliche Kritik aus dem Publikum. Dort wurde betont, dass wirtschaftliche Entwicklung vor allem dort gelingt, wo unternehmerische Initiative im Vordergrund steht. Und tatsächlich: Die auf dem Podium vertretenen Unternehmen – allesamt Großbetriebe, die noch zu Sowjetzeiten gegründet wurden – haben ihre heutige Größe nicht marktwirtschaftlich erlangt, sondern aus ihrer historischen Struktur heraus mitgebracht. Gerade deshalb wirkte die Forderung nach stärkerer staatlicher Steuerung rückwärtsgewandt: Die Annahme, Wachstum könne durch Vorgaben von oben erzeugt werden, erinnert an alte Muster und ist kaum geeignet, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit zu fördern.

Niemand kennt den Markt besser als die Unternehmer selbst. Der Staat sollte befähigen, nicht planen.

— Jürgen Raizner

Vom Plan zur Eigenverantwortung

In der Ukraine ist das Prinzip marktwirtschaftlicher Eigenverantwortung noch nicht überall ausgeprägt. Staatliche Steuerung wird teils noch als Ersatz für Marktmechanismen gesehen – ein Ansatz, der sich in der Praxis als hinderlich erweist. Gleichzeitig wächst jedoch eine neue Generation von Unternehmen heran, die eigenständig und innovationsgetrieben agieren und damit den Wandel zu einer modernen Industrie vorantreiben.

Die Industrialisierung der Ukraine erfordert keine zentralen Planvorgaben, sondern leistungsfähige Netzwerke zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung. Internationale Kooperationen, gemeinsame Entwicklungsprojekte und praxisorientierte Weiterbildung bilden die Grundlage für eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Wirtschaft.

„Make Ukraine Industrial Again“ ist somit weit mehr als ein Schlagwort – es ist ein Appell, die Zukunft der ukrainischen Industrie durch Innovation, Unternehmertum und internationale Zusammenarbeit aktiv zu gestalten.

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